Rollenspiel 1: Hasenwald vs. Kies

1. Ganz spontan – wie hat Ihnen diese Aufgabe gefallen? Welche Rolle hat gut zu Ihnen gepasst? Wie fühlten Sie sich in der Rolle, die Ihnen weniger entsprach? 

Für den Einstieg hat mir das Beispiel sehr gut gefallen, weil ich den Konflikt und die beiden Argumentationsseiten gut nachvollziehen konnte und ähnliche Situationen in meiner Heimat schon miterlebt hatte. Ich war ganz froh zunächst die Rolle der Beobachterin einnehmen zu können, weil ich bei anderen Konflikten auch gerne mal von außen zuschaue, bevor ich mich wirklich "einmische" oder etwas dazu sagen kann. Außerdem hatte ich dadurch die Gegelegenheit, mir bei meinem Kommillitonen anzuschauen, wie er die Mediation einleitet und die ersten Schritte mit den Parteien klärt. Ich fand diesen Einstieg sehr gelungen! Vor allem die offene, ruhige und klare Art und Weise, wie die Punkte mit den Teilnehmenden durchgesprochen wurden, fand ich sehr professionell und ich hatte das Gefühl, dass sich die beiden anderen Teilnehmenden der Mediation dadurch entspannt auf ihre Rolle einlassen konnten und Ernst genommen wurden. 

In der Rolle der Beobachterin fühlte ich mich sehr sicher, ich konnte mir schon mal anschauen, wie die Teilnehmenden reagieren, was ihre Standpunkte sind und mir alles in Ruhe notieren. Gleichzeitig wurde ich immer mehr von außen mit in den Konflikt reingezogen als sich das Gespräch langsam zuspitze und die Diskussion zwischen der Grünen-Partei und der Stadt stärker wurde. Hier hatte ich mich gefragt, was ein/e Mediator/in an der Stelle am besten macht (Erst einmal beobachten? An der Struktur/dem Ablauf festhalten? Oder unterbrechen?). Wahrscheinlich kommt es auf die Situation an, aber mich würden Techniken oder Beispiele interessieren, die mir in so einem Fall helfen können. 

Für mich die wichtigsten Punkte aus meiner Rolle als Beobachterin:

  • Ruhe bewahren und sich Zeit nehmen für die eigenen Schritte (als Mediator:in)
  • Namen der Teilnehmenden auch mal wiederholen (Das war aus meiner Sicht eine sehr aufmerksame Geste!)
  • Eigenen Wissensstand zum Konflikt darlegen
  • Verhaltenskodex und freiwillige Bereitschaft mit den Teilnehmenden klären
  • Zeitplan/ Fokus und Ablauf klären
Für mich die wichtigsten Punkte aus der Feedbackrunde:
  • Fragen, wer mit der Schilderung der eigenen Position beginnen möchte
  • Neutrale Wörter/Beschreibungen benutzen, wenn die Standpunkte zusammengefasst werden
  • Eine gemeinsame Liste mit Themenpunkten anlegen -> die Punkte werden später auch gemeinsam durchgesprochen, es braucht daher keine Referenz von wem der Punkt kam
  • Ggf. Notizen schon bei der Zusammenfassung der Standpunkte auf der Themenliste machen

In der zweiten Mediation habe ich die Rolle der Mediatorin eingenommen. Das ist mir deutlich schwerer gefallen, als zu beobachten. Schon während der Mediation habe ich gemerkt, dass ich mit dem Ablauf und den einzelnen Schritten noch nicht ganz vertraut bin. Ich hatte mit dem Smalltalk gestartet, woraufhin einer der Teilnehmenden aus seiner Rolle heraus äußerte, dass er in keiner guten Stimmung ist. Diesen Punkt habe ich einfach übergangen, ohne darauf einzugehen, um somit die Punkte der Mediation wie eine Liste abzuarbeiten. Auch weitere Punkte habe ich durch meine Aufregung einfach vergessen, aber später gemerkt, dass es total wichtig ist, diese Punkte einen nach dem anderen durchzusprechen und sich dafür auch genügend Zeit zu nehmen. Für das nächste Mal würde ich mir wünschen, dass ich die Mediation mit mehr Entspannung durchführen kann, um das auch an die Teilnehmenden zurückspiegeln zu können. 

Für mich die wichtigsten Punkte aus meiner Rolle als Mediatorin/Feedbackrunde:

  • Ablauf mehr verinnerlichen, damit ich mich mehr auf die Inhalte als den Ablauf der Mediation konzentrieren kann
  • Sich selbst vorstellen und was eine Mediation ist
  • Die Bereitschaft der Teilnehmenden abfragen und auch auf die geäußerten Gefühle/Aussagen aus dem Smalltalk eingehen
  • Überlegen, was gute Smalltalk-Fragen zum Einstieg sind (Hat jemand Tipps?) 


2. Was haben Sie gut gemacht? 

Sowohl in der Rolle als Beobachterin als auch in der als Mediatorin habe ich mich am aktiven Zuhören probiert und den Konflikt und die Standpunkte dadurch gut verstanden. Aus der ersten Runde heraus habe ich ein paar Punkte direkt mit in die zweite Mediation übertragen und angewendet, um auszuprobieren, ob es einen Unterschied macht. Ich habe ausführlich erklärt, was eine Mediation ist und, welche Rolle die Teilnehmenden und ich als Mediatorin einnehmen. Dabei war es mir wichtig am Ende deutlich zu machen, dass ich für die beiden Teilnehmenden "nur" eine Unterstützung darstelle. Hier habe ich mich gefragt, wie man damit umgeht, wenn die Teilnehmenden mehr "Engagement" oder "Einmischen" des Mediators/ der Mediatorin einfordern würden, also beispielsweise im Verlauf des Gesprächs immer wieder nach der Meinung fragen würden oder sich Bestätigung durch den/die Mediator/in suchen... Kann man dann Punkten auch zustimmen/ sich dagegen äußern? 

Alles in allem bin ich froh, dass ich durch die Übung die wesentlichen Punkte für den Einstieg einer Mediation verstanden habe und auch ein bisschen ins kalte Wasser geworfen wurde, mich direkt auch mal an einer Mediation zu probieren. 


3. Was werden Sie nach dieser Erfahrung und nach den Inputs zu Konfliktmanagement – in einem echten Konflikt – anders machen? Haben Sie sich dazu etwas vorgenommen oder hatten Sie ein ‘Aha-Erlebnis’?

1) Ruhe bewahren!

Als wir den Einstieg geübt haben, fand ich es schwer an alle Sachen gleichzeitig zu denken. Sich am Anfang Zeit zu nehmen und Zeit nehmen zu dürfen damit später auch für die Teilnehmenden alles verständlich ist, war für mich in der Feedback-Runde eine wichtige Erkenntnis. Für mich war noch ein wichtiger Hinweis, dass man sich als Mediator/in eigentlich entspannen kann, weil der Konflikt einen selbst nicht betrifft, dennoch möchte ich natürlich möglichst gut helfen... Hier die richtige Balance zu finden, erhoffe ich mir durch etwas mehr Übung. 

2) Small-Talk - Auf die Personen eingehen ;)

Die Aussagen und Emotionen in der Mediation sind entscheidend. Also, beim nächsten Mal die Punkte nicht nur abhaken, sondern auch wirklich darauf eingehen, was jemand sagt. Was ich für mich unbedingt mitnehmen möchte: die Mediation nicht nur als Methodik, sondern auch einfach als Gespräch wahrzunehmen. Sich noch stärker in der Situation fallen zu lassen und darauf einzulassen, wie sich die Rollen entwickeln und zu sehen, welche Techniken der/die Mediator/in anwenden kann. 


Kommentare

  1. Liebe Selina
    Ich finde, du hast deine erste Moderation super gemeistert. Klar, war noch nicht alles perfekt, aber du hast die wesentlichsten Punkte super umgesetzt. Sehr gefallen hat mir dein aktives Zuhören und dein Paraphrasieren. Ich denke, um den Ablauf wirklich zu verinnerlichen, braucht es viel Übung und Erfahrung.
    Deine zwei AHA-Erlebnisse gefallen mir sehr und nehme ich auch mit für meine nächste Moderation. Ich denke, der Einstieg in die Moderation ist sehr wichtig. Wie du richtig schreibst, darf und sollte man sich genügend Zeit für diesen Teil der Moderation nehmen. Dies hat das Rollenspiel eindrücklich gezeigt, in jeweils 15 Minuten sind wir nicht dazu gekommen, dass wir nur ein Wort auf dem Flip-Chart notiert haben. Und ich denke, dass die gespielten Konflikte nur mittelmässig komplex waren. Dein zweites AHA-Erlebnis nehme ich auch sehr gerne mit. Smalltalk ist Smalltalk. Jedoch wenn jemand äussert, dass es ihm schlecht geht, sollten wir darauf eingehen. Ich denke, dass können wir auch für den Alltag mitnehmen =)

    Freundliche Grüsse
    Fabian

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  2. Liebe Selina,
    vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentare, das war für mich selber auch nochmal hilfreich zu lesen was deine Punkte und Gedanken sind. Du meintest ja, dass du aufgrund deiner Aufregung noch manche Punkte etwas übergangen bist. Das stimmt, aber ich denke auch, dass es für die erste Mediation ganz normal ist und ich finde sogar, dass du es sehr gut gemacht hast, z. B. eben, dass du ganz klar beschrieben hast, was das Ziel einer Mediation ist und wo dein Aufgabenbereich liegt. Auf mich hattest du eine angenehme Ausstrahlung und ich habe mich in meiner Rolle von dir gesehen gefühlt. Und ich denke, dass du anfangs nicht auf die schlechte Stimmung von Sisipus eingegangen bist, ist für uns alle ein guter Lerneffekt. Und jetzt noch zu deinen Fragen:
    Smalltalk: Unsere Einstiegsfrage nach dem Weg zu dem Ort (Wie war ihr Weg hierher?) fande ich eigentlich gut. Vielleicht kann man hier auch/stattdessen fragen, was/ob die Person trinken will. Oder: Was haben Sie heute vor der Mediation gemacht? (oder ist das zu persönlich?)
    Und eine weitere Frage von dir war ja noch, wie du dich als Mediatorin verhältst, wenn von den anderen Personen mehr Einmischen gewünscht wird. Ich würde hier immer wieder klar auf deine neutrale Position verweisen und sagen, dass du keine Meinung/Stellung bezüglich des Konflikts einnimmst und nur als Unterstützung zur Konfliktlösung da bist, du aber ja selber auch nicht die Lösung vorschlägst. Ich glaube hier ist es wichtig ganz klar zu sein, also es schon (ggf. öfters) zu kommunzieren, aber dich nicht "mitreißen" zu lassen.

    Liebe Grüße,
    Lioba

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  3. In deiner Rolle als Mediatorin konnte ich ein klare Wachstumsrate sehen. Am Anfang warst du wie schon selbsterwähnt stark auf den Prozess konzentriert und hast dich darauf konzentriert, was muss ich noch, was kommt als nächstes und gab mir als Teilnehmer etwas mehr ein zack zack zack Gefühl. In einem Small talk wo nicht relevante Sachen preisgegeben werden, ist dies kein Problem, aber wenn der grantige Sisipus (ich als Stadtarbeiter) dir hier sagt es geht mir schlecht, habe keine Lust und werde mit einem "aha ok" abgeholt und dann nicht weiter thematisiert, wird sich dies schlecht auswirken auf die Verhandlung. Danach hast du dich aber immer wohler gefühlt in deiner Rolle und den grantigen Sispus auch gut unter Kontrolle gekriegt. Ich bin überzeugt, beim nächsten mal wird es dir schon von Beginn an top gelingen (auch wenn es ausserprozesslich läuft ;))

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  4. Liebe Selina
    Vielen Dank für diese guten Gedanken und Deine präzisen Schlussfolgerungen! Besonders gefallen hat mir der Hinweis, dass man die Namen immer mal wieder holt. Ich selbst habe sehr Mühe, mir Namen zu merken. Darum fällt mir das immer besonders auf, wenn mich jemand beim Namen nennt. Und ja - so fühlt man sich wahrgenommen. Das finde ich darum einen sehr guten Vorsatz.
    Smalltalk ist tatsächlich nicht einfach. Ich würde hier zu Beginn wirklich bei Standardfragen bleiben, damit da nicht ein zusätzliches Konflikpotential zu Tage kommt. Der Hinweg, das Wetter, der Verkehr....also möglichst neutral. Dass Du Dir eine Frage überlegst, finde ich darum zu Beginn gar nicht schlecht.
    Und zur Neutralität - ich denke, man kann immer wieder freundlich darauf hinweisen, dass Deine Meinung als Mediatorin ja gerade nicht wichtig ist und Du möglichst neutral bleiben möchtest. Einer Partei auf irgendeine Art recht zu geben, würde diese Neutralität ganz kaputt machen. Die 'falschgestellte' Partei würde sicher jegliches Vertrauen verlieren. Das könnte man - falls jemand darauf besteht - wahrscheinlich auch erklären.
    Danke Dir!
    Liebe Grüsse, Petra

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